Trendwende beim Wildverbiss geschafft
Pressemitteilung vom 26.11.2021
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Traunstein
Im Bergwald aber noch großer Handlungsbedarf
Traunstein. Im Landkreis Berchtesgadener Land konnte der negative Trend beim Wildverbiss gestoppt und umgekehrt werden. Das teilte der Chef des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF), Alfons Leitenbacher, anlässlich der Vorstellung der bayernweiten Ergebnisse der Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung im Bayerischen Landtag durch Forstministerin Michaela Kaniber mit. In knapp der Hälfte der 59 Jagdreviere konnten die Förster des AELF den Wildverbiss als „tragbar“ bewerten, in 22 Prozent sogar als „günstig“. Damit hat der Anteil der Reviere, in denen junge Mischwälder im Wesentlichen ohne aufwändigen Schutz aufwachsen können, gegenüber den letzten Gutachten vor drei Jahren gut vier Prozentpunkte auf knapp 68 Prozent zugenommen. In den südlichen Gebirgsrevieren besteht allerdings noch großer Handlungsbedarf.
„Besonders erfreulich ist, dass der seit 2009 anhaltende Trend der Verbisszunahme abgefangen und leicht umgekehrt werden konnte. Dafür ist den vielen engagierten Jägern im Namen der Waldbesitzer herzlich zu danken“, lobte Leitenbacher. Denn die Waldbesitzer seien bei der großen Herausforderung, gemischte, klimatolerantere Zukunftswälder aufzubauen, zwingend auf die Unterstützung durch die Jagd angewiesen. „Gesunde, stabile naturnahe Wälder, gerade auch in den umfangreichen Berg- und Schutzwäldern im Berchtesgadener Land, bekommt man mit vertretbarem Aufwand nur, wenn Reh-, Rot- und Gamswild an die Tragfähigkeit des Lebensraumes angepasst sind“, so der Amtschef. Daher sei es so wichtig, dass auch in den Revieren, die noch einen zu hohen Verbiss aufweisen, vor allem mehr Rehe erlegt werden. Im Landkreis sei das immerhin noch in 19 Jagdrevieren, insbesondere im südlichen Bergwald der Fall, in 7 Revieren davon musste der Wildverbiss bereits drei Abschussperioden oder mehr hintereinander als „zu hoch“ beurteilt werden. Dabei wies Leitenbacher auch darauf hin, dass sich niemand Sorgen machen müsse, der Wildbestand könnte durch einen höheren Abschuss gefährdet sein. Das gelte generell für alle drei heimischen Schalenwildarten, ganz besonders aber für das Rehwild. „Auch wenn man sie kaum sieht: Rehe sind überall und sie vermehren sich in unserer nahrungsreichen Kulturlandschaft sehr freudig. Wenn das anders wäre, könnten in Bayern nicht jährlich fast 350.000 Stück davon erlegt werden“.
Bereits zum 13. Mal wurden heuer die „Forstlichen Gutachten zur Situation der Waldverjüngung“, kurz „Vegetationsgutachten“, erstellt. Sie werden alle drei Jahre durchgeführt und sind laut Jagdgesetz für die 2022 wieder anstehende Dreijahres-Abschussplanung für Rehwild „vorrangig“ zu berücksichtigen. Dazu wurden im Frühjahr vor dem Knospenaustrieb der jungen Bäume, denn dann ist der Schalenwildeinfluss am besten zu beurteilen, vom Forstpersonal des AELF Traunstein in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein auf insgesamt 650 systematisch festgelegten Erhebungsflächen mehr als 61.000 junge Bäumchen nach Baumart, Höhe, Leittriebverbiss, Verbiss im oberen Drittel und Fegeschäden begutachtet. Diese Daten wurden für jedes Gebiet der 17 Hegegemeinschaften des Amtsbezirks ausgewertet und bilden eine wichtige Beurteilungsgrundlage für die hegegemeinschaftsbezogenen Forstlichen Gutachten. Außerdem erstellt das AELF Traunstein seit 2006 für jedes einzelne Jagdrevier ergänzende revierweise Aussagen. Denn Hegegemeinschaften umfassen meist zwischen zehn und zwanzig Jagdreviere mit oft ganz unterschiedlichen Verhältnissen. Zudem werden die Abschusspläne nicht für Hegegemeinschaften, sondern für die einzelnen Jagdreviere aufgestellt.
Die Forstlichen Gutachten, wie auch die revierweisen Aussagen, münden in zwei wesentlichen Aussagen: In der zusammenfassenden Beurteilung der aktuellen Verbisssituation in den Stufen „günstig – tragbar – zu hoch – deutlich zu hoch“ und einer tendenziellen Abschussempfehlung, z. B. „beibehalten“ oder „erhöhen“.
Die Ergebnisse sind im Detail in Kürze auf der Homepage des AELF einsehbar.